Neben der Zivilbevölkerung in der Dortmunder Nordstadt schildern diverse Berufsgruppen ihre Erfahrungen mit den Cops der Wache Nord.
Bewohner*innen
„Wir werden fast jeden Tag kontrolliert. Wenn wir als Gruppe irgendwo stehen, z. B. an der Haltestelle, kontrollieren die uns. Die Polizei kommt dann mit Autos von zwei verschiedenen Seiten. Wir haben aber nix, wir wollen nur zum Fußball.“ Jugendlicher am Borsigplatz
„Vor einigen Jahren wurden ich und meine Freunde Augenzeugen, wie ein Polizist der Wache Nord einen 15-jährigen schwarzen Jugendlichen mitten auf der Münsterstraße verprügelte. Wir zeigten den Polizisten damals im Polizeipräsidium an. Das Resultat war, dass das Verfahren gegen den Polizisten eingestellt wurde und ich mich vor Gericht als Beschuldigter wieder fand, mit fingierten Vorwürfen eines Angriffs auf den Polizisten. Vor Gericht hielt das damals nicht Stand. Als der Richter den vorgeladenen Polizisten klar machte, dass er die Geschichte nicht glaubt, konnte sich niemand mehr erinnern mich oder meine Freunde vorher schon mal gesehen zu haben. Die Kollegin des von mir angezeigten Polizisten, deren Aussage zur Einstellung des Verfahrens gegen den Polizisten führte, sagte sogar aus, dass sie selber gar nicht vor Ort war und das Geschehen nur aus der Akte kannte. Ich wurde freigesprochen, Richter und selbst die Staatsanwaltschaft bedankte sich am Ende der Verhandlung für unsere Courage den Polizisten anzuzeigen und uns damit einer Gefahr auszusetzen. Aber die Courage das Verfahren gegen den Polizisten wieder aufzunehmen, hatte die Staatsanwalt natürlich nicht. Meine Lehren: Niemals ohne Anwalt mit den Cops reden. Die Cops kommen mit ihrem Corpsgeist immer durch, selbst wenn klar wird, dass sie lügen. Manchmal hat man aber auch Glück, mein Richter hat sich von den Cops nicht an der Nase herumführen lassen, aber das war auch nur Glück.“ Bewohner*in in der Nordstadt
„Es wäre zu einfach zu sagen, dass die Nordwache und das Personal dort besonders schlimm seien. Meine Erfahrungen sind völlig unterschiedlich und total kontextabhängig. Auf der einen Seite wird man tagsüber freundlich empfangen, wenn man als junge weiße Frau einen Fahrraddiebstahl melden möchte und auf der anderen Seite habe ich erlebt, wie vor allem die Zivilpolizisten, die in der Nordstadt im Bereich der sogenannten „Drogenkriminalität“ eingesetzt sind, Schwarze Menschen brutal festgenommen, auf die Wache mitgenommen und geschlagen haben. Dass sie dort geschlagen wurden, weiß ich, weil ich selbst mal einen Freund mit Gesichtsverletzungen dort abgeholt und ins Krankenhaus gefahren habe.“ Bewohnerin der Nordstadt
Berufsgruppen
„Die glorreichen Sieben aus der Wache Nord sind hier bekannt – das sind junge, kräftige Männer, einmal im Monat habe ich einen von denen hier. Die gehen bei Einsätzen immer gerne direkt in Wohnungen rein und rufen danach erst für den Durchsuchungsbeschluss an.“ Jurist*in am Amtsgericht Dortmund
„Ich habe schon mehrfach mit der Wache Nord zu tun gehabt. Unbelegte Fälle habe ich regelmäßig – drogenabhängige, wohnungslose Mandanten, Prostituierte, die mir berichten, dass sie auf der Wache Nord, ich sag mal by-the-way misshandelt werden, aber das ist für die meisten von denen ,unter ferner liefen‘. Dann haben mir jetzt schon viele Betroffene als auch Fachmenschen, die als Sozialarbeiter:innen in der Nordstadt arbeiten, berichtet, [dass] gerade die unbegleiteten Minderjährigen im Keuning-Park regelmäßig Taschengeld weggenommen bekommen, weil die das von den Sozialarbeiter:innen so ausgezahlt bekommen, dass das kleine Scheine sind und die Polizei nimmt es ihnen weg mit dem Argument ,kleine Scheine, typische Stückelung für Drogenverkauf‘.“ Jurist*in
„Manchmal verlegen wir aggressive oder gewalttätige Personen, welche keinen akuten Behandlungsbedarf haben in die Wache Nord. Die Wache fordert dann ein ärztliches Attest, dass die Person gewahrsamsfähig ist. Nicht nur, dass dafür eigentlich die Amtsärzt:innen zuständig sind, sollten wir dies netterweise übernehmen und [wenn wir] dann eine regelmäßige Sichtkontrolle der Person bspw. nach Alkohol empfehlen, ist die einzige Aussage [Zitat] „Das macht für die bei uns eh keiner“. Die Wache Nord kommt ihrer Aufsichtspflicht hier in keiner Weise nach.“ Mediziner*in aus dem Klinikum Nord
„Die Wache Nord ist uns als Beratungsstelle definitiv eine bekannte Problematik. Wir haben einige Beratungsnehmende gehabt, die ihre Erfahrungen mit der Wache Nord gemacht haben. Entweder selbst dort Dinge erlebt haben, die nicht besonders schön für sie waren, Gewalterfahrungen gemacht haben oder auch, dass Anzeigen nicht aufgenommen wurden, die sie dort abgegeben haben. Die Wache Nord gilt als besonders restriktiv.“ Sozialarbeiter*in in der Nordstadt